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Nisthilfen für Bienen und andere Insekten: Viele „Hotels“ sind ungeeignet
Die Bedeutung von Bienen und anderen Insekten für ein funktionierendes Ökosystem ist unstrittig. Deren Bestand entwickelt sich allerdings schon seit Jahren rückläufig. Nisthilfen auf öffentlichen oder privaten Flächen – häufig in Form sogenannter Insektenhotels – sollen dem Insektensterben entgegenwirken. Damit sich der erhoffte Erfolg auch einstellt, müssen aber wichtige Voraussetzungen erfüllt werden. Neben dem Standort – sonnig, warm und trocken - sind dafür vor allem Material und Beschaffenheit der Nisthilfen entscheidend. Leider entsprechen viele der im Handel angebotenen Insektenhotels diesen Anforderungen nicht und sind ungeeignet. So rät Martin Gabel vom Kirchhainer Bieneninstitut zum Beispiel von sogenannten Hummelmodulen in oberirdischen Nisthilfen ab, „da es nur eine Hummelart gibt, die so weit oben, etwa in Baumhöhlen oder Meisenkästen nistet. Alle anderen nisten mehr oder weniger unterirdisch, zum Beispiel in Moospolstern oder alten Mäusenestern. Für sie gibt es auch brauchbare Nistkästen, allerdings müssen diese direkt auf dem Boden stehen und dürfen nicht weit oben in Gestellen verbaut werden.“ Die Glasröhren als Bruthilfe, die häufig zur Ausstattung von Insektenhotels gehören, sieht Martin Gabel zwiespältig: Die Röhren sind nach seiner Erfahrung zwar für die Naturbildung interessant, „nur ist das Problem bei vielen gläsernen Nisthilfen, dass das Material keine Feuchtigkeit abführt, und es deswegen zu Schimmelbildung kommen kann. Wenn es eine „Schau-Nisthilfe“ sein soll, wären sogenannte Nutenbrettchen sinnvoller. Dabei besteht die Unterseite der Niströhre aus einem feuchtigkeitsabführenden Material (z.B. Holz) und die obere Seite aus einer Glasabdeckung, die verdunkelt werden kann.“
Bei Nisthilfen aus Holz, z.B. für Wildbienenarten, kommt es ebenfalls auf das richtige Material an. So sollte kein Nadelholz verwendet werden, stattdessen ist trockenes Hartholz zu bevorzugen, darunter Eiche, Ahorn aber auch Obstgehölze. Bei den Bohrungen ist auf eine Tiefe der Löcher von 5 bis 10 cm und einen Durchmesser zwischen 2 und 9 mm zu achten, da die Nisthilfe sonst nicht angenommen wird. „Wer etwas zum Schutz von Wildbienen beitragen möchte, kann auch auf einfache Weise geeignete Nisthilfen selbst bauen“, erläutert Martin Gabel. „Dabei muss es gar nicht aufwändig sein: Der Großteil der Arten nistet ohnehin unterirdisch, eine „unaufgeräumte“ Ecke im Garten, in der man etwas Rohboden ohne Rasen oder eine Sandfläche zur Verfügung stellt, bringt oft mehr als teure Nistgestelle. Das Bieneninstitut Kirchhain hat ein leicht verständliches Informationsblatt herausgegeben, das ausführliche Anleitungen enthält. Das kostenlose Arbeitsblatt „Nisthilfen für solitäre Bienen und Wespen“ ist im Internet als Download unter https://llh.hessen.de/bildung/bieneninstitut-kirchhain/beratung-und-dienstleistungen/info-und-arbeitsblaetter/04-systematik-zoologie/ erhältlich.
Zusätzlich gibt es auch eine Kurzübersicht als Flyer, die hilft, geeignete Nisthilfen auszuwählen:
https://llh.hessen.de/bildung/bieneninstitut-kirchhain/auswahl-und-bau-geeigneter-nisthilfen/