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Amtswechsel im Rauschenberger Rathaus - Michael Emmerich übergab die Rathausschlüssel symbolisch an die neue Bürgermeisterin Alexandra Klusmann

Stadtverordnetenvorsteher Norbert Ruhl vereidigt Alexandra Klusmann als neue Rauschenberger Bürgermeisterin
Dass am vergangenen Montag rund um die Mehrzweckhalle in Bracht sämtliche Parkplätze belegt waren, ließ erahnen, an diesen Abend würde das Rauschenberger Stadtparlaments zu einer außergewöhnlichen Sitzung zusammenkommen. Weit über 200 Gäste füllten die Mehrzweckhalle, um der Stadtverordnetenversammlung beizuwohnen, die dank der Unterstützung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Feuerwehr Bracht, des Gesangvereins und des Dorfcafés perfekt vorbereitet war. Der Posaunenchor Bracht untermalte musikalisch den würdevollen Charakter der Veranstaltung auf deren Tagesordnung nur zwei Themen standen: Die Amtseinführung der neuen Bürgermeisterin Alexandra Klusmann und die Verabschiedung des amtierenden Bürgermeisters Michael Emmerich.
Nach ihrer Ernennung und Vereidigung bedankte sich die neue Bürgermeisterin in ihrer Antrittsrede mit Selbstironie dafür, dass sich die Rauschenberger Bürgerinnen und Bürger auf „das Experiment Alexandra Klusmann“ eingelassen hätten. Experiment deshalb, da nun zum ersten Mal in der Rauschenberger Stadtgeschichte eine Frau das Bürgermeisteramt bekleidet und die dazu noch „von außerhalb“ kommt. Noch vor einem Jahr hätte sie es sich nicht träumen lassen, als Rauschenbergs Bürgermeisterin die Kommune weiterentwickeln zu dürfen.
„Die Kommune ist zur Verbesserung der Finanzsituation hauptsächlich auf sich selbst gestellt“
Alexandra Klusmann bedankte sich ausdrücklich bei ihrem Amtsvorgänger Michael Emmerich für die gute und faire Unterstützung bei der Vorbereitung zur Amtsübernahme. Als Bürgermeisterin lege sie großen Wert auf eine weiterhin gute Kooperation mit den städtischen Gremien und die Einbeziehung der ehrenamtlichen Kräfte in den zahlreichen Vereinen und Initiativen. Wichtig sei ihr ebenfalls, dass sich alle Stadtteile in ihren Interessen fair behandelt fühlen. Dass Rauschenberg zu den zahlreichen unterfinanzierten Kommunen in Hessen zählt, stelle eine besondere Herausforderung dar. So haben die Kommunen kein Ausgaben-, sondern ein Einnahmenproblem, so auch Rauschenberg. Leider sei Hilfe von außen, zum Beispiel durch eine deutlich verbesserte Zuweisung von Landesmitteln, aktuell nicht absehbar. Deshalb sei die Kommune zur Verbesserung der Finanzsituation hauptsächlich auf sich selbst gestellt.
Als eine Möglichkeit, um finanzielle Gestaltungsspielräume zu schaffen, sieht Alexandra Klusmann die Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen bei der Nutzung von Ressourcen, aber auch in einer Optimierung kommunaler Geschäftsprozesse. Die dadurch freigewordenen Kapazitäten könnten für neue Projekte eingesetzt werden. Zu einer möglichen Verbesserung der Einnahmen müssten auch die kommunalen Hebesätze überprüft werden mit dem Ziel, gegebenenfalls Anpassungen zur kostendeckenden Leistungserbringung vorzunehmen. Ein weiteres wichtiges Thema sieht die Bürgermeisterin in der Beschaffung von Fördermitteln: Dies soll durch die intensive Recherche und Identifizierung von Förderprogrammen zur Mitfinanzierung von Investitionsprojekten realisiert werden. Alexandra Klusmann will die bestehenden Herausforderungen in Zusammenarbeit mit den städtischen Gremien und interessierten Bürgerinnen und Bürgern zuversichtlich angehen und freut sich auf ihren Dienstantritt im Rauschenberger Rathaus zum 1. April 2025.
„Leider hat die Sparkasse beim Auszug aus dem Gebäude das Geld nicht vergessen“
Norbert Ruhl, Vorsteher der Rauschenberger Stadtverordnetenversammlung, übernahm die Verabschiedung von Bürgermeister Michael Emmerich, der aus eigenem Entschluss auf die Kandidatur für eine weitere Amtszeit verzichtet hatte. Im Namen der Stadtverordneten, aber auch für sich persönlich, dankte er Michael Emmerich für die gute Zusammenarbeit in den letzten 12 Jahren und seinen unermüdlichen Einsatz zum Wohl der Kommune. Er habe in den städtischen Gremien stets offen Rede und Antwort gestanden, habe in all den Jahren an nahezu allen Sitzungen teilgenommen und sei immer gut vorbereitet gewesen, was auch für die von ihm in die Stadtverordnetenversammlung eingebrachten Magistratsvorlagen gelte. Trotz vieler investiver Maßnahmen ist Michael Emmerich stets gelungen, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Beispielhaft für die zahlreichen Investitionen in die Zukunft der Kommune die in Michael Emmerichs Amtszeit realisiert wurden, erwähnte Norbert Ruhl die Sanierung und Neubau von Feuerwehrhäusern und DGHs, die Erschließung von Gewerbe- und Baugebieten, den Ausbau der Kinderbetreuung, das Familien- und Beratungszentrum, die erfolgreiche Jugendpflege, die Nahwärmenetze, Windenergieanlagen, die Fischaufstiegstreppe Schmaleicher Mühle und die Sanierung des Freibades. Alle Maßnahmen seien stets im Konsens mit der Stadtverordnetenversammlung erfolgt. Dies gelte auch für den Erwerb und Umbau des ehemaligen Sparkassengebäudes zu einem richtungsweisenden kommunalen Ankerpunkt zur Daseinsvorsorge mit Familienzentrum und Jugendpflege. Allerdings – so Norbert Ruhl - hätte sich die Hoffnung, die Sparkasse würde beim Auszug vielleicht vergessen das Geld aus dem Tresor mitzunehmen, leider nicht erfüllt. Der Stadtverordnetenvorsteher wünschte Michael Emmerich und seiner Familie alles Gute und ein schönes Leben in Rauschenberg.
„Kompromissfähigkeit als Schlüssel zum Erfolg“
Michael Emmerich legte seiner Nachfolgerin in seiner Abschiedsrede die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt an das Herz, von denen er häufig sehr viel verlangt habe. So werde in Verwaltung, Bauhof, Wasserversorgung, Kita und von den Hausmeisterinnen der DGHs stets hervorragende Arbeit geleistet. Diesen „Schatz“ gelte es zu bewahren, lautete seine Bitte.
Die in seiner Amtszeit realisierten Projekte wie zum Beispiel die Bautätigkeit zur Gewinnung neuer Einwohner, die Nahwärmenetze, Feuerwehrhäuser, das Freibad oder das Familienzentrum wären nur in Zusammenarbeit mit den städtischen Gremien möglich gewesen. Dabei war die Kompromissfähigkeit der Schlüssel zum Erfolg.
Sein Dank gelte auch den vielen ehrenamtlichen Kräften in der Kommune. Stellvertretend für viele Vereine nannte Michael Emmerich den Kultur- und Verschönerungsverein Rauschenberg, der die Stadtbücherei, das Stadtmuseum und den WanderMärchenweg mit Märchenwald betreut und den Posaunenchor Bracht. Die vielen Vereine und Ehrenamtlichen brächten das Leben in die Stadt. Nicht zu vergessen seien die Rauschenberger Feuerwehren, die ihren Dienst oftmals unter Gefahr für Gesundheit und Leben versehen und auf die alle Bürgerinnen und Bürger zu Recht stolz sein können.
Ganz besonders bedankte sich Michael Emmerich bei seiner Familie, die in 24 Jahren Kommunalpolitik auf ihn oft hätte verzichten müssen. Naturgemäß seien viele Termine zum Leidwesen der Familie in den Abendstunden oder am Wochenende wahrzunehmen. Er hätte aber immer auf den Rückhalt durch seine Frau und seine Kinder zählen können ohne den sein kommunalpolitisches Engagement nicht möglich gewesen wäre. Michael Emmerich wünschte Alexandra Klusmann für ihr herausforderndes Amt viel Erfolg und alles Gute. Die über 200 Gäste in der Mehrzweckhalle verabschiedeten Michael Emmerich mit stehendem Applaus.
Sichtlich bewegt dankte der 1. Stadtrat Heinrich Müller im Namen des Magistrats dem Bürgermeister für die geleistete Arbeit. Er selbst habe viele Jahre mit ihm in der Kommunalpolitik zusammengearbeitet. Dabei sei es Michael Emmerich immer offen und ehrlich um die Sache gegangen. Mit seiner enormen Verwaltungsexpertise habe Michael Emmerich ihn immer wieder erstaunt.
Die gute Zusammenarbeit mit Michael Emmerich und dessen beeindruckende Bilanz sowie die Bereitschaft zur Kooperation mit Alexandra Klusmann zogen sich als roter Faden durch die Grußworte von Manfred Hampach (FBL-Fraktion), Axel Schmidt (CDU-Fraktion), Manfred Günther (SPD-Fraktion), Michael Vaupel (Fraktion Bündnis90/Die Grünen und Rainer Kuche für die Ortsvorsteher.
Landrat Jens Womelsdorf betonte in seinem Grußwort, das Michael Emmerich und er bestrebt waren, Probleme gemeinsam zu lösen, was er auch als Angebot an die neue Bürgermeisterin richtete.
Als stellvertretende Sprecherin der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Landkreises überbrachte Claudia Schnabel, Bürgermeisterin der Gemeinde Fronhausen, die Grüße ihrer Kolleginnen und Kollegen.
Stadtbrandinspektor Michael Stuhlmann dankte Michael Emmerich im Namen der Rauschenberger Feuerwehren und begrüßte Alexandra Klusmann als neue Bürgermeisterin. Dabei hob der Stadtbrandinspektor die außerordentliche Unterstützung der Anliegen der Feuerwehr durch den Bürgermeister hervor, sei es bei der Beschaffung neuer Einsatzfahrzeuge und Ausrüstungen oder der Sanierung und Erweiterung von Feuerwehrhäusern. In Josbach sei es mit Unterstützung des Bürgermeisters gelungen, wieder eine einsatzfähige Feuerwehr aufzubauen. Bei der kürzlich abgehaltenen Jahreshauptversammlung der Feuerwehren der Großgemeinde sei Michael Emmerich mit stehender Ovation verabschiedet worden.
„Melancholie und Hoffnung“
Rauschenbergs Pfarrer Christopher Noll sprach Michael Emmerich auch im Namen seines Kollegen Christoph Müller von der Evangelischen Kirchengemeinde Schwabendorf-Bracht seinen Dank für die vielen offenen und interessanten Gespräche aus. Mitgebracht hatte er als Präsente zwei Repliken von historischen Ofenkacheln, die seinerzeit bei Ausgrabungen in der Rauschenberger Schloßruine geborgen wurden. Eine Kachel zeigt eine Allegorie der Melancholie, die andere eine Allegorie der Hoffnung. Gewiss mit Bedacht, übergab Christopher Noll die „Melancholie“ an Michael Emmerich und die „Hoffnung“ an Alexandra Klusmann.
Armin Fourier





